Wednesday, 4 June 2008

Edinburgh, Hauptstadt von Dudelsackland

Einen wunderschoenen guten Tag wuensch' ich!
Hier in England strahlt die Sonne nur so und die Briten wissen bei angenehmen 22 Grad nicht wirklich, was sie mit dem ploetzlichen Wetter anfangen sollen. So trocken. Aber damit wollen wir uns jetzt nicht laenger aufhalten, ich hab schliesslich von einem nordischen Voelkchen zu berichten, dass nur britisch ist, weil die Englaender es nicht weg lassen (wobei diese wiederum nicht wissen, warum eigentlich nicht).



Der gemeine Schotte.
An vielen Ecken kann man diese Spezies beobachten, wie sie durch die Melodei des Dudelsacks zu kommunizieren scheint. Haeufig ist das Geraeusch auch aus Geschaeften zuvernehmen, vermutlich eine Art Lockruf.
Mal im Ernst, das klingt gar nicht schlecht! Hab mir fast ne CD gekauft (und fast nen Dudelsack), aber dann lief mir die Zeit davon.


Hier hab ich gewohnt. Rechts mittig sieht man ein Schild, das gehoerte zu meinem Hostel.
Das High Street Hostel ist "nur" 50 Jahre alt, aber das Gebaude soll aus dem 16ten Jahrhundert stammen. Trotzdem hatten wir immer heisses Wasser!
Natuerlich hat sich das Hostel es nicht nehmen lassen, das Alter des Gebaeudes auszunutzen. So findet man hier und da immer mal Ruestungen und dergleichen.

Er hier sass in der Lobby. Im gegenueber stand einer im Schottenrock.

Mein Zimmer war das Teenage Mutant Ninja Turtles Zimmer (auch bekannt als E7) und ich schlief im Bett Donatello. An der Tuer klebte ein TMNT Bild und uns gegenueber war das Batman und Robin Zimmer (was durch ein eher unkonventionelles Bild der Beiden in fragwuerdiger Pose untermalt wurde).

Dies ist also Donatello. Ja, spannend, spannend, ich weiss. War recht gemuetlich und preiswert. Am besten war allerdings die Lage. Man war in Minuten bei allen Sehenswuerdigkeiten. Noch besser waer's gewesen, wenn das Fruehstueck im Preis enthalten, die Duschen und Toiletten nach Geschlechtern getrennt, und die Fenster luftdicht gewesen waeren. Aber ich wuerd' sofort nochmal da naechtigen. War uebrigens 4 Naechte da, Mo-Fr. Am Mittwoch hab ich mich entschieden noch ne Nacht dran zu haengen, weil Abende in Edinburgh ziemlich viel bieten (Fuehrungen und Pubs und so), und ich Donnerstag Abend noch haben wollte. Bin dann erst Freitag Mittag wieder gefahren.


Am ersten Tag war das Wetter ziemlich gut. Da hab ich mich dann auch gleich sportlich betaetigt. Ich bin naemlich auf

Arthur's Seat gestiegen. Der wurde nach Koenig Arthur benannt (nicht der mit der Tafelrunde, glaub ich), weil er (mit gaaanz viel Fantasie) aussieht, wie ein liegender Loewe (hab auch dafuer ein Beweisfoto, aber nicht auf dieser Festplatte). Das ganze ist uebrigens ein Vulkan, der seit einigen Tausend Jahren nicht mehr aktiv war.

Zum Beweis, ich war tatsaechlich da.

Und windig war's auch. Arthur's Seat ist ungefaehr 250m hoch und man konnte sehr weit sehen, wenn man nicht, wie ich, vergessen hat ein Haarband mitzunehmen. Der Teil Edinburghs, in dem ich mich aufgehalten hab ist uebrigens in diesem Foto vor mir, nicht hinter mir. Aber hinter mir gab's nicht so viel Platz zum Hinstellen. Bin auch das ein oder andere Mal fast runtergeschlittert (und das waer ne Ecke gewesen), aber es hat Spass gemacht. Hatte danach auch richtig das Gefuehl, mir mein Abendessen verdient zu haben. (Und ja, das ganz im Hintergrund ist Meer.)


Wieder Beweis, es war hoch. Diese Plakette findet sich auf einem Podest (warum, warum, warum!) auf dem Gipfel.

Das hab ich also gemacht, als das Wetter schoen war. Am naechsten Tag (Dienstag) regnete es, darum machte ich eine von diesen Hop-On - Hop-Off Busfahrten mit.
Diese fuehrte mich auch am
vorbei, wo ich am Tag zuvor Mittag ass und zwei Tage spaeter fruehstuecken sollte.
Die Bedeutung dieses Etablissements muss nicht fuer jeden offensichtlich sein, aber wer aufpasst, kann in der rechten Ecke im Schaufenster (hinter den Muelltueten) einen Hinweis finden.
Dieses Cafe (auch von innen recht ansprechend, und weniger Elephanten, als ich erwartet hatte) ist eben das, in dem Mrs Rowling den Grossteil des ersten Harry Potter Buches geschrieben hat.

Das Chili ist nicht schlecht, der frische O-Saft war super!

Und der Ausblick auf die Burg (Edinburgh Castle) ist auch nicht zu verachten.

Hier umrahmt von 2 hoelzernen Elephanten.

Aber das Elephant House ist nicht der einzige Laden, der behauptet, an der Schoepfung Harry Potters teilgehabt zu haben.

(Allerdings hat dieser Laden ein kleineres Schild.)

Da hat sie also auch geschrieben.

Man wird die Frau so leicht nicht los in Edinburgh! War allerdings nicht unheimlich aufdringlich, nur amuesant immer wieder kleine Hinweise zu finden.
An einem schoenen Tag (Montag) machte ich dieses Foto

vom Palace at Holyrood House. An einem Tag, als es goss wie aus Kuebeln ("mir ist so uebel, ja wo bleibt denn der Kuebel!?"), hab ich die offizielle Residenz der Koenigin dann besucht. War interessant, wobei ich festgestellt habe, das AudioGuides in Edinburgh haeufig nur uninteressante Sachen sagen, speziell in Raeumen, wo gerade keiner zum Fragen ist.

Ausserdem haben die Edinburgher (das ist mit deutscher Aussprache viel einfacher zu sagen, als auf englisch!) eine starke sentimentale Bindung zu einem kleinen Klaeffer.

Das ist Bobby. Greyfriar's Bobby, um genau zu sein. Dieser schnuckelige Terrier hat 14 Jahre auf dem Grab seines Besitzers verbracht, von den Anwohnern gefuettert, bis er im Alter von 16 Jahren selbst das Zeitliche segnete (ist uebrigens eine komische Redensart...). Der Besitzer liegt auf dem Friedhof von Greyfriar's Church und der Hund wurde, glaub ich, in der Naehe begraben. Bobby weigerte sich, das Grab zu verlassen. Romantiker nennen das Loyalitaet, boese Zungen behaupten aber, dass Herrchen mit der Leine begraben wurde, und Bobby dran hing.

Etwas weiter die Strasse runter von Bobbys Gedenkstaette findet sich dieser hoch amuesante Ort, an dem Frankenstein's Monster allabendlich den Weg unter die Lebenden findet.

Dieser Pub (The World Famous Frankenstein) befindet sich in einer alten Kirche. Es gibt dort sehr gute Musik und der Veggie Burger war auch nicht schlecht. Das Interieur ist dunkel und ueberall haengen Poster von den alten Frankenstein Filmen. War sehr lustig! uebrigens fast direkt neben dem Elephant House.

Die zuletzt genannten Orte befinden sich uebrigens auf einer Bruecke. Eines Abends fand ich mich Aufgrund einer Fuehrung unter einer Parallelbruecke. Dort befinden sich auf drei Stockwerken verwinkelte Gewoelbe (in denen man durchaus verloren gehen kann), die fuer unheimlich viel benutzt wurden.

Hier ein Weinkeller, in dem spaeter auch eine Familie gewohnt hat. Die Gewoelbe unter der South Bridge waren das erste geplante Einkaufszentrum der Welt, dann wurde es von okkulten Gruppen, Gentlemen Clubs, und Pubs genutzt. Spaeter haben Hare und Burke, die ersten Dokumentierten Serienmoerder der Gegend, ihre Leichen hier zwischengelagert, die Bruecke liegt naemlich zwischen der Innenstadt und der Universitaet, und die Medizinische Fakultaet hat viel Geld fuer Leichen bezahlt, die natuerlich eigentlich eines natuerlicheren Todes gestorben sein sollten. Hinrichtung zum Beispiel.



Am Donnerstag war das Wetter wieder unschlagbar - den Schotten selbst kam es recht sonderbar vor - und ich war in Edinburgh Castle. 5 Stunden lang.
Die durchschnittliche Aufenthaltszeit dort betraegt 1 1/2 Stunden...

In dieser Burg gab es waehrend des amerikanischen Unabhaengigkeitskriegs und vorher ein Gefaengnis. Das sah ungefaehr so aus:

Keiner hat verstanden, was irgendwer gesagt hat, weil Franzosen, Spanier, Portugiesen, Amerikaner und andere alle hier untergebracht waren. War allerdings eine verhaeltnismaessig angenehme Unterkunft. Darum will ich gar nicht wissen, wie's in anderen Gefaehngnissen der Zeit zuging.

Im zweiten Weltkrieg sahen die Zellen dann etwas anders aus.

Natuerlich waren die auch woanders. Ueberirdisch, naemlich. Hier wurden auch Desateure und andere gesetzesbrecher aus dem schottischen Heer eingesperrt. Das kegelfoermige Etwas in der linken Ecke neben dem Waschbecken ist uebrigens die Toilette.


Meine Jacke hab ich widererwarten den ganzen Tag nicht gebraucht, und meine Strickjacke hab ich auch irgendwann ausgezogen.

Das war nach 5 Stunden. Was auch immer ich da die ganze Zeit gemacht habe, wenn die interessantesten Fotos aus den Gefaengnissen zu kommen scheinen... Das truegt! Man hatte ne super Aussicht, der AudioGuide war verhaeltnismaessig sinnvoll und die Shops waren auch nicht zu teuer, ich konnte mich nur bei den Aussichtsbildern nicht entscheiden.

Die Burg steht uebrigens auf Vulkangestein. Dieses wurde, im Gegensatz vom umgebenden Sandstein, von den Gletschern nicht weggedrueckt. So entstand hinter dem Burgfelsen (der damals natuerlich noch kein Burgfelsen war), eine lange Strasse mit mehr oder minder starker Neigung bis runter zum Palast. Da war natuerlich nicht so viel Platz, darum befinden sich in Edinburgh auch sehr alte mehrstoeckige Haeuser. Von der Hauptstrasse (Royal Mile) zweigten sich sehr viele kleien Strassen ab, die auch sehr steil waren und kaum Sonnenlicht gesehen haben, weil an den Seiten so hohe Haeuser standen. Diese heissen "Close", zum Beispiel World's End Close, Fishmarket Close oder auch

. Mary King's Close allerdings existiert nicht mehr als Strasse. Irgendwann hat die Stadt sich ueberlegt, eigentlich braeuchte Edinburgh wohl ein Handelsgebaeude. Dafuer hat man einfach Leute ausgesiedelt, die Daecher abgenommen, und das Fundament der alten Gebaeude als Keller des neuen, offiziellen Baus benutzt. Mary King's Close war eine der Strassen, die dafuer benutzt wurde. Diese ist allerdings (gegen Eintrittsgeld und Vorbestellung) noch zugaenglich. Ist schon interessant unter die Erde zu gehen und ploetzlich auf einer Strasse zu stehen, die noch super erhalten ist und anscheinend mal eine Haupteikaufsstrasse Edinburghs war. Auch nach dem Bau des Handelsgebaeudes hat eine Familie noch fuer 5 Jahre da gelebt. In der Dunkelheit. Als dann der richtige Preis fuer das Haus angeboten wurde, ist diese Familie auch ausgezogen.

Das waren alle Photos, die ich mir rausgesucht hab. Ich hatte viel Spass in Edinburgh und fahr bestimmt noch mal hin! Schottland scheint auch noch einiges zu bieten zu haben, da muss ich mich also auch noch mal naeher informieren, wie ich mir das am besten ansehen kann.

Jetzt tut meine Hand weh. In Edinburgh (speziell auf der Royal Mile, an der ich wohnte) gibt es sehr viele Touristenlaeden, was aber sehr amuesant ist. Ausserdem hab ich 2 tolle vegetarische Restaurants gefunden (eins teuer, eins hippie) und einen super CD Laden, Avalanche, wo es neue und second Hand CDs gibt und wo ich mich Stunden haette aufhalten koennen!

Ich bin Braindead. Hab um halb Drei angefangen zu schreiben und jetzt ist 4. Ich hoer jetzt auf. Wenn mir noch was tolles einfaellt, schreib ich noch was neues.

Liebe Gruesse

Julia

2 comments:

Martina said...

Hi Julia,

das klingt wirklich nach einem wunderbaren Ausflug! Schön, dass du dafür noch so viel Zeit findest. Demnächst muss ich dich dann wohl mal als Reiseführer buchen ;-)

Viele Liebe Grüße,

Martina

Anonymous said...

Hi Julia,
mensch, du hast deine kleine Reise ja richtig ausgenutzt und wirklich viel gesehen!
Ich habe letztes Jahr eine Biographie über J.K. Rowling im TV gesehen und da wurde auch das Cafe und so gezeigt...
Also nutz deine letzten Wochen noch richtig aus!
LG Sonja